In der Schwangerschaft kann die Immunabwehr durch die im Körper ablaufenden Veränderungen geschwächt sein. Infektionskrankheiten können daher besonders in dieser Zeit komplizierter verlaufen und die Gesundheit von Mutter sowie dem heranreifenden Kind gefährden. Um eine lebensmittelbedingte Infektion zu vermeiden und mögliche Schäden des Ungeborenen vorzubeugen, sollten Schwangere auf sogenannte Risikolebensmittel (rohes oder unvollständig durchgegartes Fleisch, Mett- und Rohwürste, Rohmilch oder Rohmilchprodukte, geschmierter Käse, kalt geräucherte Fische, rohe Muscheln und Speisen, die rohe Eier enthalten) generell verzichten sowie bei der Zubereitung und Lagerung von Nahrungsmitteln auf eine besonders sorgfältige Küchenhygiene achten.
Listeriose
Die Infektionskrankheit Listeriose, verursacht durch das Bakterium Listeria (L.) monocytogenes, kann innerhalb weniger Tage bis hin zu Monaten nach der infektiösen Nahrungsaufnahme ausbrechen. Die Erreger kommen häufig in unserer Umwelt vor. Sie können in Kompost, Erde oder Abwässern enthalten sein.
Salate und Gemüse sollten deshalb vor Verzehr immer gründlich gereinigt werden.
Im landwirtschaftlichen Bereich findet sich L. monocytogenes manchmal in Futtermitteln, besonders in verdorbener Silage. Demnach können unbehandelte Lebensmittel tierischer Herkunft wie Rohmilch und daraus hergestellte Produkte, rohes Fleisch und roher Fisch mit diesem Krankheitserreger behaftet sein. Auch bereits erhitzte oder pasteurisierte Rohprodukte können während der Weiterverarbeitung versehentlich mit L. monocytogenes kontaminiert werden, wie z. B. geschmierter Käse, aufgeschnittene, abgepackte Wurstwaren oder kalt geräucherte bzw. fermentierte Fische. L. monocytogenes hat die besondere Fähigkeit, sich auch noch im Kühlschrank bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt vermehren zu können. Kommt es zur Erkrankung, treten bei Schwangeren Symptome ähnlich einem grippalen Infektes auf. Es besteht dabei das Risiko, dass L. monocytogenes das ungeborene Kind befällt und eine schwere Erkrankung des Neugeborenen verursacht und sogar Früh- oder Totgeburten auslöst.
Toxoplasmose
Eine weitere nennenswerte Infektionskrankheit ist die Toxoplasmose.
Der Mensch infiziert sich entweder durch Verzehr von rohem oder unvollständig durchgegartem Fleisch (Steak medium, Beef Tartar), in dem Gewebszysten enthalten sind, oder durch Aufnahme von Parasitenvorstadien/Oozysten aus infektiösem Katzenkot mit dem Erreger Toxoplasma gondii. Nach einer erfolgten Toxoplasmeninfektion besteht eine dauernde Immunität.
Jedoch können bei Frauen, die sich erstmals in der Schwangerschaft infizieren, die Parasiten auf das ungeborene Kind übertragen werden. Das kann im schlimmsten Fall zu einer Fehl- bzw. Totgeburt führen. Es können auch beim Neugeborenen Schäden im Zentralnervensystem und in den Augen auftreten, die sich allerdings auch erst Monate bis Jahre später zeigen können.
Zur Vermeidung einer Erstinfektion mit Toxoplasma gondii in der Schwangerschaft sollte man jeden Kontakt mit „neuen“ Katzen (Katzen, die nicht schon seit längerem im Haushalt leben und Katzen, deren Fressgewohnheiten nicht kontrolliert werden können) meiden. Bei Katzen, die möglicherweise Mäuse oder Vögel jagen, sollte die Schwangere das Katzenklo von anderen Personen reinigen lassen. Das Katzenklo sollte abseits der Wohnräume aufgestellt und etwas feucht gehalten werden, um ein Aufwirbeln von Kotteilchen zu vermeiden. Bei Arbeiten im Garten sollten Schutzhandschuhe getragen werden, um Kontakt mit Katzenkot zu verhindern.
Campylobacter und Salmonellen
Campylobacter und Salmonellen sind für über 90 % aller bakteriellen lebensmittelbedingten Infektionen verantwortlich. Der im Mutterleib heranwachsende Fötus ist durch diese Durchfallerreger nicht direkt gefährdet, jedoch gelten Schwangere wegen ihrer geänderten körperlichen Umstände für solche Infektionskrankheiten als erhöht anfällig.
Die Übertragung erfolgt meist durch den Verzehr nicht ausreichend erhitzter tierischer Produkte wie Fleisch (besonders Geflügel) sowie Rohmilch und im Fall von Salmonellen auch Eier. Auf eine vollständige Erhitzung solcher Nahrungsmittel ist deshalb unbedingt zu achten.
Schimmelpilze (Mykosen)
Infektionen mit Schimmelpilzen (Mykosen) sind nur für wenige RisikopatientInnen gefährlich (z. B. Knochenmarktransplantierte). Für Schwangere stellen sie kein spezielles Risiko dar.
Manche Schimmelpilzarten können jedoch unter bestimmten klimatischen Bedingungen (Wärme, Feuchtigkeit) Pilzgifte (Mykotoxine) bilden. Diese Giftstoffe kommen in verschimmelten Lebensmitteln auch an Stellen vor, wo kein sichtbares Schimmelpilzwachstum vorliegt. Es genügt daher nicht, bloß die verschimmelten Bereiche wegzuschneiden. Generell sollten verschimmelte Lebensmittel weggeworfen werden. Einige Mykotoxine können bereits in kleinsten Mengen bei langfristiger Einnahme krebserzeugend wirken oder erbschädigend sein. Akute Vergiftungen rufen beim Menschen Schäden an Leber, Nieren, Nerven, Haut und Schleimhäuten hervor; zudem können hormonähnliche Effekte auftreten.
Küchenhygiene
Mit sorgfältiger Küchenhygiene und allgemeinen Hygieneregeln können sich Schwangere vor lebensmittelbedingten Infektionen schützen. Dabei gilt es nachstehende Tipps zu beachten:
- Achten Sie auf regelmäßiges und gründliches Händewaschen vor und nach der Zubereitung von Speisen, nach Tierkontakt und nach dem Toilettenbesuch.
- Verwenden Sie saubere Handtücher, eventuell Einmalhandtücher zum Trocknen Ihrer Hände.
- Bereiten Sie Fleisch, rohe Eier und rohes Gemüse auf unterschiedlichen, möglichst glatten Arbeitsflächen zu. Die Arbeitsfläche sollte sofort nach Benutzung gründlich gereinigt werden. Verwenden Sie immer frische Geschirrtücher!
- Vermeiden Sie Kreuzkontaminationen im Kühlschrank: bewahren Sie rohe Lebensmittel getrennt von verzehrfertigen Lebensmitteln auf.
- Reinigen Sie den Kühlschrank 1 x wöchentlich.
- Versuchen Sie die Kühlkette nicht zu unterbrechen und überprüfen Sie die Kühlschrank- bzw. Gefriertemperaturen regelmäßig.
- Konsumieren Sie keine Lebensmittel nach Überschreiten des Verbrauchs- oder Mindesthaltbarkeitsdatums.
- Werfen Sie verschimmelte Lebensmittel weg.
- Halten Sie Ihre Haustiere generell vom Küchenbereich fern.
Vorsicht bei bestimmten Lebensmitteln
- Essen Sie kein rohes oder unvollständig durchgegartes Fleisch (z. B. Carpaccio, Beef Tartar, Steak medium).
- Konsumieren Sie keine Rohmilch oder Rohmilchprodukte; sonst bitte vor Verzehr abkochen.
- Essen Sie keine Speisen, die rohe Eier enthalten, wie selbst gemachtes Tiramisu.
- Vermeiden Sie Weich- und geschmierten Käse; sonst vor Konsumation die Rinde entfernen!
- Meiden Sie Mettwürste und Rohwürste (Salami).
- Essen Sie keine aufgeschnittene, in Folien abgepackte Wurst.
- Vermeiden Sie kalt geräucherten/fermentierten Fisch (Graved Lachs).
- Verzichten Sie auf rohe Meeresfrüchte (Austern, Sushi).
- Waschen Sie vor dem Essen Obst, Gemüse und Salate gründlich!